Friederike Altmann


Ablagerungen (aus: Wasseradern, 2024)
Ein sauberes, gebügeltes Taschentuch signalisierte (noch vor wenigen Jahrzehnten), dass die Ordnung des persönlichen Alltags gewahrt sei. Andererseits zeigte es an, für die Extremmomente einer Durchschnittsexistenz gewappnet zu sein: den Schweiß, als Ausscheidung einer Krankheit oder übermäßiger Anstrengung auffangen zu können, ebenso Tränen des Schmerzes oder der Freude. In „ Strudel und Abtransport“ verschlingen sich die blau gestreiften Stoffquadrate zu einem Chaos der Emotionen. Sie zeigen Kontrollverlust an und den erzwungenen Abschied vom zivil(isiert)en Dasein. In Streifen und Fetzen zerlegt, formieren die numehr unbrauchbaren Tüchlein ein traurig-rostiges „Sediment“ des Gewesenen. Doch immer wieder sind es gerade die sorgfältigen Eingriffe mit der Nähnadel, die die Hoffnung auf Heilung und Reparatur nahelegen.