Friederike Altmann

Homöopathie (aus: Wasseradern, 2024)

Ein Paradoxon der Geschichte: Heilen und Verletzen, zwei menschliche „Kernkompetenzen“ liegen hier nah beieinander. Kaum einhundert Meter von diesem Haftkeller entfernt, lebte einer der Begründer der modernen Pflanzenheilkunde, der Arzt Gerhard Madaus. Auf seinem früheren Grundstück, um die so genannte Villa Madaus (Bautzner Str. 114), bezeugen Reste von Gewächshäusern seine phytobotanischen Forschungen. Seine Mutter Magdalene Madaus gilt als Pionierin dieser Therapieform, die sie um 1900 von Leopold Emanuel Felke (Vater der „Komplex-Homöopathie“) aufgriff. Gerhard Madaus gründete in Dresden (später Radebeul) sein Pharmazieunternehmen, in dem auch homö­o­pathische Flüssigkeiten hergestellt wurden.

Die Arbeiten „Homöopathie“ nehmen das Potenzial der Heilpflanzen visuell beim Wort und zwängen Hopfen, Johanniskraut, Lilie u.a. kopfüber in die Gefäße. Während die Wirkung solcher Pflanzen durch uraltes Kräuterwissen überliefert war, wurden deren wässrige Extrakte erst seit Ende des 19. Jahrhunderts populär, zeitgleich mit der Lebensreformbewegung. Ob Kneippkuren oder hochverdünnte Tinkturen – im Wasser musste Heilung liegen.