Friederike Altmann





Angeln (aus: Wasseradern, 2024)
Das schon lange trockene Aquarium illustriert das Ausmaß des Zynismus im Hafttrakt. Es diente dem hier, im unwirtlichen Keller, beschäftigten Wachpersonal offenbar zur Erbauung. Dessen täglichen Aufgaben – Essen reichen, Aufsicht bei der kurzen externen Hygiene, Hofgang – scheinen wenig anspruchsvoll, Langeweile dürfte geherrscht haben. Dieser Eintönigkeit war durch die (von Insassen beschriebene) penetrante Beobachtung durch den Türspion, kaum abgeholfen. Das Treiben der Fische im Wasser mochte Ablenkung gebracht haben. Eine groteske Maßnahme, denn auch dort wurden lediglich Gefangene observiert und gelegentlich gefüttert: als mikrokosmische Wiederholung eines Gefängnisses. Die scharfen, originalen „Angelhaken“, von der Künstlerin zu einem trügerischen Ornament verarbeitet, und auch die stilisierten „Köder“ flankieren zwar das Aquarium, verweisen aber eher auf die Verfolgungs- und Überwachungsmethoden der jeweiligen Geheimdienste.