Friederike Altmann

Wasserfiltration (aus: Wasseradern, 2024)

Der „Wasserkarzer“ gehört zu den perfidesten Folterinstrumenten. Nicht nur hier und nicht nur in ferner Vergangenheit wird das Element Wasser als Waffe zur körperlichen und seelischen Brechung von Gefangenen eingesetzt. Die Arbeit „Destillat“ könnte ein Symbol dafür sein, wie unerträgliche Erinnerungen an schmerzhafte Zwangssituationen im Rückblick „gefiltert“ werden (müssen), um ein Weiterleben nach den traumatischen Erfahrungen zu ermöglichen – ein Stück Stoff über einem Trinkglas vielleicht, das unliebsame Schwebstoffe aus der Flüssigkeit entfernt, zumindest für den Moment.

Die Reihe „Segmentierung im Gefäß“ wirkt auf den ersten Blick wie ein physikalisches Ablenkungsmanöver von existenziellen Themen. Als simpelste Methode, Verunreinigungen von Wasser abzuscheiden, setzen sich im Schüttelkolben grobe Partikel am Boden ab. In ihrer feinen künstlerischen Um­setzung jedoch wirken sie wie kostbare Perlen: auch hier entsteht ein Gleichnis für Erinnerungsprozesse. Wenn auch die gröbsten Verunreinigungen im Gefäß zurückbleiben, ist die Flüssigkeit längst nicht rein.